Der 1877 in Russland geborene Hackenschmidt soll schon als Jugendlicher über enorme Muskulatur und Stärke verfügt haben. In seinem Heimatdorf erzählt man, er habe zu dieser Zeit einmal ein kleines Pferd hochgehoben. Mit dieser besonderen Veranlagung stellte er um die Jahrhundertwende zahlreiche Rekorde im Gewichtheben auf, wie beispielsweise im Stoßen 1899 mit 148 kg. Karriere machte der „Russian Lion“ außerdem als professioneller Wrestler mit angeblich über 3.000 Siegen in Wettkämpfen. Seine Methoden für Training und Ernährung waren für die kommenden Sportler-Generationen maßgebend, vom Kraftdreikampf zum olympischen Gewichtheben bis hin zu den Anfängen des professionellen Bodybuildings.
Trainingsmethoden
Hackenschmidt trainierte intensiv bis zu zweimal am Tag für 30 bis 60 Minuten mit Gewichten – selten Isolationsübungen, sondern vor allem Verbundsübungen wie Deadlifts, Squats, Snatches, Presses, etc. Damals gab es allerdings keine Fitnessstudios mit modernen Geräten, sodass man sich anders zu helfen wissen musste. Er ist deshalb bekannt für einige aus heutiger Sicht obskure Übungen, wie z.B. dem Stemmen einer Langhantel mit etwa 150 kg, während er eine Brücke („Wrestlers Bridge“) machte, bei der nur Füße und Nacken den Boden berührten. Beeindruckend war auch sein einarmiges Schulterdrücken mit einer 120 kg schweren Zirkus-Kurzhantel, welche auf jeder Seite eine große Eisenkugel besaßen – damaliger Weltrekord.
Hackenschmidt war also ein echter Allround-Athlet, der es zwar bevorzugte, mit schweren Gewichten zu trainieren, aber für das Wrestling gleichzeitig unheimlich schnell, explosiv und wendig sein musste. Aus diesem Grund kam bei ihm auch Ausdauersport wie Schwimmen, Radfahren oder Laufen nie zu kurz.
Diät
Georg Hackenschmidt war ein großer Verfechter davon, naturbelassene, unverarbeitete Lebensmittel zu konsumieren, meistens roh oder nur leicht gekocht. So bestand sein Essen vor allem aus Fleisch, Eiern, Nüssen und viel Gemüse, wobei er Fleisch laut eigener Aussage nur in Maßen zu sich nahm. Nichtsdestotrotz habe er jeden Tag um die fünf Liter Milch getrunken. Von Tabak, Alkohol und Süßigkeiten hielt er sich stets fern.
Hackenschmidt-Kniebeuge und Bankdrücken
Auch heute noch erinnert die eigens von ihm erfundene Hackenschmidt-Kniebeuge an den Sportsmann. Die eigentliche Übung wird mit einer Langhantel ausgeführt, die hinter den Beinen gegriffen und dann in einer Art Kniebeuge nach oben bewegt wird. Einige Fitnessstudios haben dafür heute eigene „Hackenschmidt-Maschinen“, bei welcher der Athlet einen angeschrägten Schlitten auf- und ab bewegt, um vor allem den Beinstrecker zu trainieren. Das Bankdrücken wird ihm ebenfalls zugeschrieben, wobei Hackenschmidt selbst wohl eine Variation ausführte, bei der er flach auf dem Boden lag (auch „Floor Press“ genannt). Etwa 160 kg drückte er dabei problemlos.
Stark und gesund bis ins hohe Alter
Da Steroide nicht vor den 1930ern aufkamen, gilt als sicher, dass Georg Hackenschmidt vollkommen natural war. Er lebte sogar bis in die 1960er und wurde 90 Jahre alt. Abseits des Sports war er ein sehr gebildeter Mann und schrieb diverse Bücher sowohl zu Sport und Ernährung als auch zu philosophischen Themen. Bei den ersten professionellen Bodybuilding-Shows soll Hackenschmidt außerdem zu den Wettkampf-Richtern gehört haben. So hat seine Person den Kraftsport sehr geprägt, zu einer Zeit, als das Training mit Gewichten gerade erst seinen Anfang nahm.